IVF

Therapieformen der assistierten Reproduktion

Bei der IVF (In-Vitro-Fertilisation) dringt die Samenzelle aus eigener Kraft in das Innere der Eizelle.
Die Fertilisation ereignet sich im Reagenzschälchen von alleine.

Die Therapieformen der Assistierten Reproduktionstechnik (ART) zielen auf die Vereinigung von Ei- und Samenzelle außerhalb des weiblichen Körpers. Sie werden immer dann eingesetzt, wenn die Unterstützung der natürlichen Empfängnis unmöglich ist oder die Therapieformen der natürlichen Empfängnis ohne Erfolg bleiben.

Eizellen werden außerhalb des Körpers mit Samenzellen befruchtet und einige Tage später als Embryonen zurück in die Gebärmutterhöhle übertragen. Dort findet die Einnistung zur Schwangerschaft statt.

Video: IVF
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Der Eizellgewinnung geht eine hormonelle Stimulation über einen Zeitraum von zirka zwei bis drei Wochen voraus. Auf diese Weise reifen mehrere Eizellen heran. Der Zeitpunkt der Eizellgewinnung wird programmiert. Die Samenaufbereitung dient der Isolierung ausschließlich gut beweglicher
Samenzellen, denn nur diese werden im Reagenzschälchen mit den Eizellen zusammengebracht.

Die Eizellgewinnung wird mit einer dünnen Aspirationskanüle durch die Scheide hindurch unter Ultraschallüberwachung vorgenommen. Dies geschieht in der Regel in leichter Narkose. Die Befruchtung der Eizelle geschieht innerhalb weniger Stunden.

Anschließend setzen die Teilungsvorgänge der Eizelle ein; der Embryo entwickelt sich. Der Embryotransfer in die Gebärmutterhöhle findet in der Regel nach fünf Tagen statt. Die Übertragung geschieht mittels eines dünnen Katheters durch Scheide und Muttermund und ist völlig schmerzfrei.

Stimulation / Eizellgewinnung / Samenaufbereitung
Befruchtung / Embryotransfer / Gelbkörperphase

Stimulation

Mit einigen Ausnahmen, in denen die Eizellen im spontanen Zyklus gewonnen werden können, finden die meisten IVF-Behandlungen mit hormoneller Stimulation statt. Die Hormonbehandlung führt zum Heranreifen von mehr als nur einer Eizelle in den Eierstöcken. Unter entsprechender Ultraschallüberwachung lässt sich der Zeitpunkt der Eizellgewinnung (Follikelpunktion) gezielt planen.

  • Formen der Stimulationsbehandlung

    I. Mittellanges Protokoll - „Downregulation”

    Sechs Tage nach dem Eisprung des Vorzyklus (in einem 28-tägigen Zyklus am 20. Zyklustag) beginnt die sogenannte Downregulation, d.h. die Unterdrückung der Hirnanhangsdrüsen-Hormone LH, FSH, z. B. mit einer täglichen Nasenspray-Einnahme (Synarela®).
    Das Nasenspray führt zur Ruhigstellung der Hirnanhangsdrüse und verhindert so einen vorzeitigen Eisprung.
    Die hormonelle Stimulation der Eierstöcke mit täglichen subcutanen Spritzen (Puregon®, Gonal F® oder Menogon HP®) beginnt am 4. Tag des folgenden Zyklus unter Fortsetzung der Nasensprayeinnahme.
    Die Stimulation dauert zirka zehn Tage. In dieser Zeit finden drei bis vier Ultraschall- und Blutuntersuchungen statt.
    Bei einer Eibläschengröße von 20 mm wird der Zeitpunkt des Eisprungs nachts um 23:00 Uhr durch das Hormon Pregnesin, das subcutan gespritzt wird, auf 36 Stunden nach der Behandlung festgesetzt. Die Gewinnung der Eizellen erfolgt am übernächsten Morgen zwischen 9:00 und 11:00 Uhr.

    II. Kurzes „Antagonisten” - Protokoll:

    Die Stimulation beginnt am 3. Zyklustag mit täglichen subcutanen Spritzen. Bei dieser Stimulationsform ist eine zusätzliche Nasensprayeinnahme nicht nötig. Am 7. Zyklustag wird die erste Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Bei einer Eibläschengröße von 14 mm wird zusätzlich zu den täglichen Stimulationshormonen das Hormon Cetrotide bzw. Orgalutran gespritzt, wodurch ein vorzeitiger Eisprung bis zu seiner hormonellen Programmierung verhindert werden kann. (Cetrotide® bzw. Orgalutran® sind LH-Antagonisten). Die Programmierung erfolgt ebenso wie im Downregulations-Protokoll.

Eizellgewinnung für die IVF / ICSI

Die Eizellen werden durch transvaginale Follikelpunktion unter sonographischer Kontrolle gewonnen: Eine dünne Entnahmekanüle wird durch die Scheidenhaut in die Eibläschen (Follikel) des Eierstocks eingeführt. Vorsichtig angesaugt, wird aus der Follikelflüssigkeit unmittelbar die Eizelle gewonnen. Diese Prozedur wiederholt sich mit jedem Follikel und dauert insgesamt zirka fünf bis zehn Minuten.

  • Zur Schmerzlinderung hilft eine kurze Narkose. Auf Wunsch erfolgt der Eingriff in einer sogenannten Analgosedierung (Schlafnarkose, griechisch an = ohne, algos = Schmerz)) oder auch ganz ohne Narkose. 

Samenaufbereitung für IVF

Die Samenaufbereitung für IVF dient der Isolierung ausschließlich beweglicher Spermien aus der Ejakulatsflüssigkeit. Nur schnell bewegliche Samenzellen sind befruchtungsfähig. Alle anderen Bestandteile des Ejakulats dürfen nicht mit der Eizelle in Kontakt kommen.

  • Technik

    Das Ejakulat wird mit einer speziellen Flüssigkeit (Zellkulturmedium) gemischt und die Mischung zentrifugiert bis sich im Sediment ausschließlich zelluläre Bestandteile des Ejakulats konzentrieren. Der Überstand wird verworfen und über das Sediment etwas Zellkulturmedium aufgeschichtet. Bewegliche Spermien schwimmen aktiv aus dem Sediment in die überschichtete Phase des Zellkulturmediums („swim up”). 100.000 Spermien werden zur Befruchtung der Eizelle eingesetzt.

Extrakorporale Befruchtung und Embryo-Kultur

1.Vorbereitung
Wir übertragen die Eizellen in ein Reagenzschälchen mit 0,8 ml der speziellen, unter einer Ölschicht geschützten Zellkulturflüssigkeit und zirka 100.000 mobile Spermien mit der Pipette hinzugefügt. Sofort anschließend wird das Reagenzschälchen in den Inkubator gestellt.

  • 2. Befruchtung
    Im Laufe einer Stunde dringt ein einziges Spermium in die Eizelle ein. Der Befruchtungsvorgang hat begonnen.
    Nach 18 Stunden können die Vorkerne (Pronuclei) mit dem weiblichen bzw. männlichen Chromosomensatz in der Eizelle diagnostiziert werden. Die Befruchtung hat sich vollzogen.

    3. Zellteilung

    • Nach 24 Stunden hat sich die Eizelle zu einem Zweizellembryo entwickelt
    • nach 48 Stunden ist ein Vierzellembryo
    • nach 72 Stunden der Achtzellembryo
    • nach zirka 120 Stunden die Blastozyste entstanden

Embryotransfer

Embryotransfer meint die Übertragung der extrakorporal befruchteten Embryonen in die Gebärmutterhöhle. Wir führen den Transfer fünf Tage nach der Eizellgewinnung durch. 

Erst nach dem Transfer kommt es zum Ausschlüpfen der Embryonen aus ihrer Hülle (zona pellucida) und zur Einnistung in die Gebärmutterschleimhaut.  

  • Technik

    Ein oder zwei Embryozellen (in seltenen Fällen drei) werden in einen dünnen weichen Katheter aufgezogen und durch die Scheide und den Muttermund in die Gebärmutterhöhle übertragen. Der Embryotransfer geschieht im Liegen und ist absolut schmerzfrei. 

Lutealphasen-Behandlung und Überwachung

Zur Unterstützung der Gelbkörperphase sowie nach dem Embryotransfer setzen wir das natürliche Gelbkörperhormon (Progesteron) ein.

  • Da der Eintritt einer Schwangerschaft bereits am 11. Tag nach der Eizellgewinnung nachweisbar ist, wird das Schwangerschaftshormon HCG am 11. und 14. Tag bestimmt.

    Im Erfolgsfall einer eingetretenen Schwangerschaft nehmen wir 21 Tage nach der Eizellgewinnung den ersten Ultraschall vor. Die Fruchthöhlengröße in der Gebärmutter beträgt inzwischen zirka fünf Millimeter.

    Die zweite Ultraschalluntersuchung findet 30 Tage nach der Eizellgewinnung statt. Jetzt ist bereits ein fünf Millimeter großer Embryo mit Herzschlag erkennbar.